LENTIS Comfort: Wie man mit EDOF-IOL erfolgreich auf gestiegene Patientenerwartungen reagiert
Interview mit Dr. med. Heike Petersen, Frauenfeld
Dr. Heike Petersen ist Fachärztin für Augenheilkunde und Augenchirurgie mit den Schwerpunkten Kataraktchirurgie, Retinologie und Strabologie im Augenzentrum Frauenfeld und operiert in der Schlossberg Tagesklinik Frauenfeld. Seit Jahren implantiert sie die Comfort-Linse sehr erfolgreich und zur grossen Zufriedenheit ihrer Patientinnen und Patienten.
Frau Dr. Petersen, Sie verwenden die Comfort-Linse nun seit längerer Zeit, wie kamen Sie dazu?
An einem DOC-Kongress vor 5 oder 6 Jahren habe ich mit Herrn Martin Müller, Aussendienstmitarbeiter von Mediconsult, die Comfort-Linsen gezeigt bekommen. Ich hatte schon viel darüber gehört, war aber skeptisch in Bezug auf unerwünschte Nebenwirkungen. Dennoch habe ich die ersten Comfort-Linsen implantiert.
Waren es auch die Patienten, die nach Lösungen fragten?
Die Anspruchshaltung der Patienten in Bezug auf die optische Korrektur anlässlich einer Kataraktoperation hat in den letzten Jahren tatsächlich enorm zugenommen. Viele sind regelrecht «schockiert», dass sie nach der OP üblicherweise immer noch eine Brille tragen müssen. Da muss man dann durchaus daran erinnern, warum man die OP durchführt: um eine Erkrankung zu behandeln.
Wir haben eine sehr informative Patientenbroschüre (Carte Blanche) erstellt, die den Patienten vor dem Aufklärungsgespräch ausgehändigt wird. Darin finden sich die wichtigsten Fakten zur OP und den grundsätzlich möglichen Implantaten. Aufgrund dieser Lektüre fragen Patienten inzwischen schon von sich aus gezielt nach solchen Lösungen. Im darauf folgenden Gespräch können wir dann die beste individuelle Lösung finden.
Gibt es Besonderheiten in der Patientenanalyse oder in der Beratung für dieses Premiumimplantat?
Ja, auf jeden Fall. Ich bespreche anhand der Biometriemessung die Implantate grundsätzlich immer selbst mit dem Patienten. Es ist wichtig, die Ansprüche des Patienten herauszufinden und allenfalls falsche Vorstellungen auszuräumen. Da gibt es kein Patentrezept; manchmal sollte man einfach auf sein Bauchgefühl hören und auch mal die Comfort-Linse bei völlig unrealistischen Erwartungen nicht implantieren.
Nehmen Sie Unterstützung in Anspruch, um die richtige Linsenwahl zu treffen?
Absolut! Für jedes Implantat besteht das Angebot für eine Rücksprache mit dem IOL-Service von Mediconsult. Dabei werden die Messwerte der Biometrie, Topographie und allfällige Besonderheiten des Patienten übermittelt. Frau Cora Gebhard oder Herr Ralf Höchst geben dann sehr speditiv eine entsprechende Empfehlung für die möglichen Implantate ab. Ich habe von diesem Angebot bisher ausnahmslos Gebrauch gemacht und bin immer sehr gut beraten worden.
Was tun Sie, wenn die übliche Einstellung auf bilaterale Emmetropie nicht ausreicht?
Ich weiche von der bilateralen Emmetropie durchaus ab – z.B. wenn der Patient vor der Operation Kontaktlinsen getragen hat und eine Monovision gewohnt ist. In einigen Fällen bietet es sich an, eine milde Monovision zu planen, um den Nahbereich noch etwas zu verbessern. Das hat bisher erstaunlich gut funktioniert. Vor allem Patienten, die in der Freizeit (Garten, Musik) und beim Sport weitgehend brillenfrei sein wollen, profitieren davon.
Wie beurteilen Sie die Plattenhaptik bei der Implantation?
Ich habe mit der Plattenhaptik bisher nie ein Problem gehabt. Eine normale Rhexisgrösse ist vollkommen ausreichend. Ich schätze die besondere Rotationsstabilität besonders bei den torischen Comfort-Linsen und nutze auch sonst bei torischen Linsen immer eine Plattenhaptik. Bisher musste ich so ein Implantat noch nie nachrotieren. Auch das Einlegen in die Kartusche ist mit der Plattenhaptik unkompliziert und die Markierung ist so eindeutig, dass sie sehr einfach zu handhaben ist.
Wie sind die refraktiven Ergebnisse?
Ich bin mit den optischen und klinischen Ergebnissen von meiner Seite sehr zufrieden. Bisher gab es keinerlei Fehlrefraktionen, die eine Explantation bzw. einen IOL-Tausch erforderlich gemacht hätten. Selbst Patienten nach vorgängiger refraktiver Chirurgie konnten zufrieden gestellt werden.
Gibt es störende Impressionen bei den Patienten?
In Bezug auf Halos und Blendung gab es keine speziellen Rückmeldungen, die ich auf den Typ Comfort-Linse schieben würde. Jeder kennt die Patienten, die auch nach der problemlosen Implantation einer monofokalen Linse über Blendung berichten oder seine Glaskörpertrübungen mehr sieht als vorher etc.
Sicher gibt es bei Ihren dynamischen Patienten ein paar Anekdoten zu erzählen?
Da gibt es wirklich schon so manche besondere Geschichte, z.B. der 75-jährige (!) Triathlet, der mit seiner Kurzsichtigkeit beim Freiwasserschwimmen immer einen Vordermann für die Orientierung brauchte und es nach der Operation ausserordentlich geniesst, den anderen jetzt endlich davon zu schwimmen. Oder der Autoliebhaber, der seine Oldtimer selbst restauriert und nun ohne Brille in jeder Lage schrauben und montieren kann. Besonders ist uns aber ein 84-jähriger lebenslustiger Patient in Erinnerung geblieben, der hauptsächlich in Florida lebt und für die Operation extra in die Schweiz zurückgekommen ist. Er hatte in den 80er-Jahren an beiden Augen radiäre Keratotomien vornehmen lassen, weil er selbstverständlich keine Brille tragen wollte. Nun ist ein Zustand nach refraktärer Chirurgie ja immer eine Herausforderung, aber nach radiärer Keratotomie sollte man da sicher äusserste Zurückhaltung üben. Allerdings stand der Entschluss des Patienten felsenfest: er wollte die Comfort-Linse, weil sein Nachbar damit so zufrieden ist und er wollte diese auch von mir – egal, was ich ihm über Komplikationen erzählt habe. Ich habe das Problem lange mit Frau Gebhard vom Mediconsult IOL-Service besprochen und mich letztlich entschlossen, es doch zu tun. Nach komplikationsloser 1. OP war der Patient schon am 1. Tag so extrem zufrieden, dass er die 2. OP kaum erwarten konnte und mit den Worten «Jetzt kaufe ich mir ein Auto» die Praxis verliess. Nach der 2. OP sass er im Wartezimmer und las ohne Brille und mit triumphierendem Blick die Zeitung. Der unkorrigierte Visus war beim Test beidseits wirklich schon bei 1.0. Mir fiel natürlich ein Stein vom Herzen! Als ich mich etwas provokant nach seinem neuen Auto erkundigte, war er tatsächlich gegen jede Vernunft mit seinem Neukauf vorgefahren. Es war ein nagelneuer McLaren. Natürlich mit Flügeltüren! Das einzige Zugeständnis an sein Alter war die Farbe Silbergrau.
Können Sie die LENTIS Comfort weiterempfehlen?
Ich kann die Linse empfehlen, möchte aber jedem Operateur die kritische Auswahl der Patienten ans Herz legen. Neben dem operativen Geschick ist das sicher ein sehr wichtiger Faktor für den Erfolg und die Zufriedenheit mit dem refraktiven Ergebnis – auf beiden Seiten.
Der nächste Schritt sind die Multifokallinsen, die es ja im gleichen Format mit Addition +2.0/+3.0/+3.0X gibt. Starten Sie damit auch in Kürze, um Ihren Patienten die volle Abdeckung ihrer Wünsche zu ermöglichen?
Ja, das habe ich mir vorgenommen.
Frau Dr. Petersen, wir danken Ihnen bestens für das sehr informative und spannende Interview.
Dr. med. Heike Petersen
Fachärztin FMH Ophthalmologie und Ophthalmochirurgie