Corneal Crosslinking (CXL) mit dem C-Eye
Interview mit Prof. Dr. Dr. Farhard Hafezi
Prof. Dr. Dr. Farhad Hafezi ist ärztlicher Direktor der ELZA Institute AG in Dietikon. Mitglieder des ELZA Institutes waren ab dem Jahre 2002 an der Einführung der CXL-Technologie in die klinische Praxis beteiligt. Prof. Dr. Dr. Farhad Hafezi hat bisher über 70 wissenschaftliche Arbeiten über CXL veröffentlicht. 2014 wurde er mit dem renommierten Carl Camras Award for Translational Research der ARVO für seine Forschung in diesem Bereich ausgezeichnet.
Herr Prof. Hafezi, was ist Corneal Crosslinking?
Beim Corneal Crosslinking (CXL) wird das Hornhautstroma zuerst mit Riboflavin (Vitamin B2) gesättigt, danach folgt eine Periode gezielter UV-Beleuchtung des Stromas. Dies führt zu einer photochemischen Reaktion, bei der viele «reaktive Sauerstoffspezies» entstehen, die nicht nur die Moleküle des Stromas kovalent aneinander binden, sondern auch die Zellmembranen und Nukleinsäuren der auf der Hornhaut vorhandenen Krankheitserreger schädigen, was bedeutet, dass CXL die Hornhaut nicht nur stärkt, sondern auch sterilisiert. Wenn CXL zur Behandlung von Hornhautinfektionen eingesetzt wird, wird es als photoaktiviertes Chromophor für infektiöse Keratitis-CXL oder «PACK-CXL» bezeichnet.
Was ist C-Eye und was unterscheidet es von anderen Geräten auf dem Markt?
C-Eye ist ein modernes, tragbares Crosslinking-Gerät, das an der Spaltlampe benutzt werden kann. Das Gerät enthält Lithium-Ionen-Akkus und wird über USB-C aufgeladen. Benutzer können aus einer Liste von vorgängig spezifizierten Crosslinking-Beleuchtungsprotokollen wählen, die das gesamte Spektrum moderner CXL-Anwendungen abdecken. Die Intensität variiert in der Leistung zwischen 3 mW und 30 mW/cm2 und umfasst sowohl gepulste als auch kontinuierliche Beleuchtungseinstellungen. C-Eye kann auch mit einem Tischstativ verwendet werden, was bedeutet, dass das CXL im Operationssaal (OP) oder an der Spaltlampe in einem Behandlungsraum eingesetzt werden kann. Es kann über USB aktualisiert werden, falls in Zukunft neue Protokolle entwickelt werden.
Warum ist das Crosslinking an der Spaltlampe so wichtig?
Es ist ein grosser Vorteil, wenn man das CXL und das PACK-CXL an der Spaltlampe durchführen kann, da dann der Eingriff nicht mehr im Operationssaal durchgeführt werden muss. Operationssäle benötigen Zeit für die Planung und Buchung und müssen vor dem Eingriff sterilisiert werden; ihre Nutzung ist mit Aufwand und hohen Kosten verbunden. Da das CXL die Hornhaut sterilisiert, braucht es die sterile Umgebung des OP nicht und im Falle des PACK-CXL ist es sogar vorteilhaft, eine Infektion ausserhalb des OPs zu halten.
Das grösste Potenzial liegt jedoch in der Möglichkeit, CXL und PACK-CXL mehr Menschen zugänglich zu machen. Operationssäle befinden sich in Krankenhäusern und diese sind meistens in grossen Bevölkerungszentren. In Ländern mit niedrigen bis mittleren Einkommen, in denen die meisten Menschen in ländlichen Gebieten fernab von Krankenhäusern leben, ist der Zugang zu Operationen in einem OP oft schwierig und kostspielig. Darüber hinaus arbeiten die Menschen in diesen Ländern in der Regel in der Landwirtschaft und viele werden bei ihrer Arbeit eine Hornhaut-Erosio erleiden, die sich infizieren kann. Die Patienten finden zwar einen Augenarzt, müssen aber häufig zu Verlaufsbesuchen zurückkehren und Augentropfen anwenden. Viele dieser Patienten können sich nur einen einzigen Besuch leisten und kehren oft nicht zurück. PACK-CXL an einer Spaltlampe könnte zur Behandlung der infektiösen Keratitis eingesetzt werden, in einer einzigen Sitzung.
Wie lange kann ein Patient an der Spaltlampe sitzen?
Diese Frage ist berechtigt. Das «Dresden-Protokoll» für die Keratokonusbehandlung sieht vor, dass eine UV-Bestrahlung von 3 mw/cm2während 30 Minuten erfolgen muss: der Patient muss also eine lange Zeit an der Spaltlampe sitzen. Es ist jedoch weithin anerkannt, dass man eine UV-Bestrahlung von 9 mW/cm2 für 10 Minuten anwenden kann, ohne wesentliche CXL-Effekte zu verlieren und es fällt dem Patienten sehr viel leichter, nur 10 Minuten an der Spaltlampe zu sitzen. Wir haben in den letzten Wochen ein Dutzend Patienten mit dem C-Eye Gerät behandelt und keiner von ihnen hatte Probleme mit der Sitzdauer.
Was das PACK-CXL betrifft, so haben wir funktionierende Protokolle, die nur 4 Minuten dauern. Obwohl 4 Minuten an der Spaltlampe zumeist eine angemessene Sitzdauer ist, kann es doch manchmal sinnvoll sein, das CXL im Liegen durchzuführen, z.B. bei Kindern oder anderen Patienten, die nicht in der Lage sind, längere Zeit still zu sitzen. Zu diesem Zweck gibt es für das C-Eye einen Tischadapter.
Beeinflusst aufrechtes Sitzen die Riboflavin-Verteilung?
Wir haben die entsprechenden Versuche bereits vor Jahren durchgeführt und veröffentlicht (Journal of Refractive Surgery, 2017), um zu sehen, ob die Verteilung von Riboflavin in der Hornhaut nach der Applikation durch die Schwerkraft verändert wird: Selbst nach einer Stunde gibt es keinen signifikanten Unterschied in der Verteilung.
Wurde die Wirksamkeit von CXL an der Spaltlampe nachgewiesen?
Das ist eine gute Frage. Nun, meine Gegenfrage ist: Warum sollte das CXL anders wirken, wenn der Patient aufrecht sitzt und nicht auf dem Rücken liegt?
Die technischen Einstellungen sind absolut identisch sind mit allem, was in den letzten 20 Jahren bei Patienten in liegender Position verwendet wurde und wir sprechen von etwa 200‘000 Eingriffen pro Jahr. Auch die Riboflavin-Verteilung wird nicht beeinflusst, wie wir bereits publiziert haben. Bleiben nur noch die UV-Strahlen: bei diesen spielt es keine Rolle, ob sie horizontal oder vertikal abgegeben werden. Ich erwarte daher keinen Unterschied in den Ergebnissen, die allein mit der Sitz-Position der Patienten zusammenhängen.
Prof. Dr. Dr. Farhad Hafezi
Facharzt FMH Ophthalmologie und Ophthalmochirurgie